Die erste urkundliche Erwähnung
Im Jahr 862 übereignete König Lothar II. der Abtei Stavelot die in seinem „fiscus crovia“ an der Mosel gelegene Peterskapelle nebst Weinzinsen. Der Abtei mangelte es an Wein: „ob exiguitatem vini“.
Vom Abteinamen leitet sich auch die spätere Bezeichnung des Weingutes her: Stablo (lat.) – Stav’leu (wallonisch = Wolfsstall) – Stavelot. Daher kommt der Name und das Wappen vom Staffelter Hof.
Das Weingut feierte im Jahr 2012, gestützt auf die Urkunde (s. unten) aus dem Jahr 862, sein 1150-jähriges Bestehen und ist damit das älteste noch bestehende Unternehmen Deutschlands sowie das älteste Weingut der Welt.
Weinberge, Felder und Wiesen der Abtei
Lothar II. stirbt jung und kinderlos, deshalb teilen seine beiden Onkel 870 sein Reich. Ludwig der Deutsche erhält den Ostteil. Aus seinem darin gelegenen „Kröver Reich“ schenkt er 874 der Abtei Stavelot „einen mansus land“, einige Gebäude und die dort Lebenden. Noch heute steht dort der Hof auf dem Gelände einer römischen „villa rustica“(3./4.Jhrt).
Ein Hofmann verwaltete damals den Staffelter Hof. Der Wein und andere Erzeugnisse des Gutes wurden von Lehnbauern aus den Ardennen mit ihren Fuhrwerken über 140km von der Mosel zum Kloster gebracht.
40.000 Stock Reben notariell erfasst
Eine Aufzeichnung von 1754 belegt für den Staffelter Hof zahlreiche Felder und Wiesen in Kinderbeuern und Bengel, sowie 40.000 Rebstöcke in Kröv. Als Hofmann unterzeichnet dieses Dokument 1754 Johann Peter Christoffel, Schwiegervater des letzten Hofmannes Peter Nikolaus Schneiders (1805).
Rechts ist eine Karte von Kröv (Creve) aus dem Jahre 1680. Das Gelände des Staffelter Hofs befindet sich am nord-westlichen Ortsausgang.
Rieslingproven
Der Anbau von Rieslingreben wurde in Kröv schon sehr früh gefördert und auch gefordert: „daß er die Weingärten wohl solle bauen mit Rieslingproven“ (frz. provin = Ableger), verlangten die „Grauen Schwestern“ zu Coblentz von ihrem Hofmann in Croeff – Johann Jacob Cravanto.
Der Beginn einer über 200-jährigen Familientradition
Nach der französischen Revolution fielen die linksrheinischen Gebiete des deutschen Reiches an Frankreich. 1803 ließ Napoleon Klöster und Abteien enteignen und auflösen.
So ersteigerte der letzte Hofmann Peter Nikolaus Schneiders am 12. Pluviôse XIII nach dem französischen Revolutionskalender (1. Februar 1805) das Weingut Staffelter Hof für 6.650 Franken bzw. 1.773 preußische Thaler vom französischen Staat. Nachfolgende Generationen teilen den Besitz, kaufen Teile zurück und teilen wieder. Auch das Hofanwesen wird kleiner.
Nebenstehend ein Auszug einer originalen Versteigerungmeldung vom 22. Mai 1805.
Die Familie bleibt, der Name wechselt: Klein
Anna Maria Schneiders, die Ur-Ur-Enkelin des letzten Hofmannes Peter Nikolaus Schneiders, heiratete 1894 den Winzer und Fassküfer Kilian Klein („de aale Jaan“). Sie brachte den Staffelter Hof mit in die Ehe und war sich der Bedeutung stolz bewusst. Bemerkenswert ist auch, dass die drei letzten Hofmänner (Johann Trossen, Johann Peter Christoffel, Peter Nikolaus Schneiders) ihr Amt von ihren Schwiegervätern übernahmen. Zwischen 1895 und 1918 gebar Anna Maria 13 Kinder, von denen nur eines als Kleinkind starb.
Das Weingut Staffelter Hof wird kleiner
Elf überlebende Kinder (6 Söhne und 5 Töchter) teilten im Jahr 1927 2,6 Hektar Weinberge, zahlreiche Äcker und Wiesen und etwas Wald. Für damalige Zeiten war dies ein recht großer Besitz.
Der Ertrag von 10 % der Rebflächen stand den Eltern als sogenannten Aushalt zu, Kilian starb 1945, Anna Maria 15 Jahre später.
Neubeginn nach dem Krieg
Paul Klein, der jüngste Sohn von Anna Maria und Kilian Klein, kehrte im Frühjahr 1947 aus englischer Kriegsgefangenschaft zurück. Die Jahre in Kanada und Wales (1942-1947) nutzte er auch, um seine Weinbaukenntnisse zu erweitern. Aus der Heimat erhielt er die notwendigen Bücher. Am Freitag, den 13. November 1947 heirateten Paul Klein und Rosina Römer. Sie begannen mit einem halben Hektar Rebland. Für 20.000,- DM erwarb Paul 1949 das Haus und das Hofgelände von seiner Mutter. Die dazugehörende Kleinbrennerei konnte danach wieder in Betrieb genommen werden und bildete eine wichtige Einkommensquelle. Heute ist wegen Änderungen der Besteuerung und Rückgang des Konsums von Edelbränden die wirtschaftliche Bedeutung nicht mehr groß. Trotzdem destilliert der 1949 geborene Sohn Gerhard („Gerd“) bis heute als Altenteiler mehr hobbymäßig feine Obstwasser und lässt Trester- und Weinhefebrände im Barrique reifen. Er hat noch eine Schwester Brunhild („Bruni“, 1950) und einen Bruder Eugen (1952).
Modernisierung und Vergrößerung
Nach Flurbereinigungsende der landwirtschaftlich genutzten Tallagen wurden diese ab 1962 mit Weinreben bepflanzt. Neue Ackerflächen wurden gekauft oder gepachtet. Nach der Lese 1961 nahmen Paul und Rosina den Umbau und die Modernisierung der Gebäude in Angriff. Die Ziele waren Arbeitserleichterung, Verbesserungen für die Tiere im Stall und Vergrößerung des Weinkellers.
Durch Neuanpflanzungen war die Rebfläche auf 2,2 ha gewachsen. Mit dem Einbau der Zentralheizung gab es kaltes und warmes Wasser und die ersten zwei Gästezimmer konnten vermietet werden. „Mit den Einnahmen zahle ich den Baukredit zurück!“ behauptete Rosina und lag damit nicht ganz falsch!
Die nächste Generation
Bereits nach 10 Jahren, Anfang 1972 war es mit der Landwirtschaft vorbei. Als Letztes wurde ein Jungbulle geschlachtet und im März Stall und Scheune abgerissen. Die 1963 begonnene Selbstvermarktung von Flaschenwein und der Weinbau forderten immer mehr Zeit, und es sollten zusätzliche Gästezimmer gebaut werden. Zu Ostern 1974 wurden sie zum ersten Mal vermietet und im Juni bezogen Rosina und Paul ihre Wohnung im neuen Haus. Ein großer Frühstücks- und Aufenthaltsraum erleichterte Rosina die Betreuung der Gäste.
Nun wurde der Altbau von den zukünftigen Bewohnern nach ihren Vorstellungen gestaltet. Nach ihrer Hochzeit im August 1974 bezogen Gerd, der Sohn von Paul und Rosina Klein, und seine Frau Hildegund („Gundi“), Tochter von Peter und Klothilde Kohl aus Niederemmel (heutiges Piesport), ihre fertige Wohnung. Das junge Paar hatte noch zuvor ihre Meisterprüfungen erfolgreich bestanden und hoffte auf ein erfolgreiches gemeinsames Leben. Bereits nach der Traubenlese 1977 übernahmen sie die Weinberge in Piesport und Dhron von Gundis Eltern.
Die Weinberge in Kröv und Piesport (4,2 ha) werden nun zusammen von Kröv aus bewirtschaftet. Gundi und Gerd bekommen drei Söhne: Jan Matthias (1977), Ernst Daniel (1979) und Finn Douglas (1981).
Jan Matthias – die 7. Generation der Familie Klein
1983 erreicht Paul das Rentenalter, arbeitet aber weiterhin im Weingut, und seine Frau Rosina betreut noch bis 2002 die Feriengäste. Alle Weinberge werden gemeinsam von Gerd und Gundi weitergeführt.
Nach Abitur, Winzerlehre, Diplomabschluss an der FH Heilbronn sowie praktischer Arbeit im „Ratskeller Bremen“ und Weingütern in der Provence, Neuseeland und Australien kehrt ihr ältester Sohn Jan Matthias nach Kröv zurück. Seine Eltern gründen 2005 mit ihm zusammen die Familien-GbR Staffelter Hof. Gemeinsam vergrößern sie den Betrieb bis 2012 auf 9 Hektar: 78 % Riesling, 12 % Rivaner (M.Thurgau) und 10 % rote Sorten. Bekannte Lagen sind in Kröv Steffensberg, Letterlay, Paradies und in Dhron der Hofberger.
Die KultUrScheune wird geboren
Kulturelle Veranstaltungen spielen seit dem ersten Hoffest 1987 auf dem Staffelter Hof eine wichtige Rolle. Bands und Interpreten vieler Musikstile fanden im Weingut ihre Bühne und auch Theaterstücke begeisterten Zuschauer.
Die 2012 fertiggestellte „KultUrScheune“ ist sowohl der Feierort, als auch ein Verein, der regelmäßig Veranstaltungen organisiert. Seit Jahren lockt die beliebte SommerSause Gäste aus Fern und Nah in den Staffelter Hof. Bei Live-Musik und gutem Wein genießen sie Leben und mediterranes Flair an der Mosel. Die jährlichen Überschüsse werden in Hilfsprojekte und in die Jugendarbeit der Ortsvereine investiert.
Ökologischer Weinbau & Naturwein – die neue Ära beginnt
Seit Beginn des Ökoweinbaus an der Mosel in den 1980ern, wurde ökologisches Denken und Handeln auch für die Familie Klein wichtiger. Jan Matthias beantragte daher 2011 die Aufnahme in EcoVin, den größten Zusammenschluss biologisch arbeitender Winzer Deutschlands.
Mit Ende der Umstellungszeit auf Öko-Weinbau übernahm Jan Matthias 2014 das Weingut als Betriebsleiter und Eigentümer. Seine Eltern Gundi und Gerd arbeiten in vielen Bereichen des Weingutes weiter und hoffen, dass 2023, das 10. Bio-Jahr (!), eine gute Ernte bringt.
Ein alter, aber neu aufkommender Weinstil hatte es Jan angetan. So entstand 2014 „Madcap“, ein Naturwein (natural wine / vin nature) ohne Schwefelzusatz und nicht filtriert. Mittlerweile sind „Little Bastard“, „Papa Panda’s Rising“ und „Orange-Utan“ sowie einige PetNat's und natürlich „Little Red Riding Wolf" auch wegen ihrer auffälligen Wolf- und Panda-Etiketten nicht nur in der Naturweinszene beliebt und nachgefragt.
Nicht nur eine neue Weinlinie, auch neue Rebsorten
Im Rahmen einer „Zweitflurbereinigung“ zur Ausgliederung der vielen aufgegebenen Rebflächen boten sich neue Möglichkeiten zur Weiterentwicklung des Weingutes. Zukauf und Tausch von Weinbergen war vereinfacht und mehrere Parzellen konnten zu einer größeren vereint werden. Jan Matthias nutzte die erworbenen Flächen zur Pflanzung von neu gezüchteten pilzwiderstandsfähigen Rebsorten (PIWIs) und sorgt damit auch für eine zukunftsorientierte Entwicklung des Familienweinguts.
So wachsen heute auf ca. 13ha neben 60 % Riesling, 10 % Müller-Thurgau und 7% Spätburgunder, Sauvignon Blanc, Frühburgunder, Gamay, Gelber Muskateller, Arinto, Fernao Pires und die PIWI-Sorten Muscaris, Souvignier Gris, Sauvitage, Satin Noir, Sauvignac und Donauriesling. Letztere erfordern nur selten Pflanzenschutz, in manchen Jahren ist er gar nicht notwendig. Auf mehreren Hektar ist ein Agroforst-Projekt geplant: Mehrfachnutzung der Landfläche mit Nutztieren und wechselnder Pflanzung von PIWI-Reben, Obstbäumen und anderen Gehölzen und Büschen. So wird zukünftig ein ökologisch und ökonomisch sinnvolles System entstehen: Mehr Pflanzenvielfalt, Blüten, daher Insekten und ihre Nahrung, Kleintiere und Vögel und nicht zuletzt Trauben, die das Einkommen der Familie sicherstellen.
Das Weingut Staffelter Hof im Vinum Weinguide
Jan Matthias Klein und sein Team freuen sich 2023 sehr über die 3,5-Sterne-Auszeichnung des Vinum Weinguides und die gute Bewertung ihrer Weine. Ihre Mühe hat sich gelohnt und das motiviert weiterhin alle für den Staffelter Hof ihr Bestes zu leisten.
Das Schöne im Familienbetrieb ist das Miteinander. Täglich trifft sich die Mannschaft an Gundis Mittagstisch. Beim Essen mit frischem Gemüse und Obst aus dem eigenen Garten plauscht man über aktuelle und betriebliche Geschehnisse. Jan Matthias Töchter Elsa und Rosa sind auch gerne im Staffelter Hof dabei und bringen das Team mit frischem Wind aus Grundschule und Kindergarten auf Trab. Es wird nie langweilig: die Beiden spielen im Naturteich oder sitzen schon mal mit Papa auf den Gabelstapler.
Alle Leut‘ des Staffelter Hofs freuen sich auf eine ereignisreiche Zukunft und darauf, dass Du unsere Leidenschaft für Natur, guten Wein, unsere Geschichte und Kultur als willkommener Gast mit uns teilen möchtest.